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VF Corp – Quantitative Erstanalyse

Inhaltsverzeichnis

Zur Strategie von VFC

Hier nochmal der Kurzüberblick der Strategischen Zielsetzungen; im Detail erläutert in der Qualitativen Erstananlyse

Entwicklung von Umsatz , Gewinn & Margen

Historische Entwicklung der letzten 15 Jahre / 6 Jahre

Quelle - Fastgraphs 28.12.22

Umsatzentwicklung (rev|revenue) – Wie man gut erkennen kann, konnte der Umsatz durch die Akquisitionen gut gesteigert werden. Seit 2015 ist aber der Höhepunkt erreicht; 2019 – 2021 hat VFC wieder mächtig zu kämpfen, kann sich aber 2022 wieder auf den Höchststand von $ 11,9 Mrd zurückkämpfen. Die Steigerung von gerade mal 4,8 % CAGR über die letzten 15 Jahre ist dennoch beschaulich, zeugt aber auch vom massiven Wettbewerb in der Branche.  Eine Hoffnung auf einen Wachstumsmarkt besteht aufgrund der Strategie ja in Asien.

Beim operating income | EBIT (oi | operating income)  ist das Wachstum mit 5,3% etwas höher; dies dürfte durch Kostendegression u/o Synergyeffekten entstanden sein.

Der Nettogewinn (nid – net income diluted) konnte immerhin um 6,4 % CAGR gesteigert werden.

Bemerkenswerterweise konnte auch in Rezessionszeiten ein negatives Ergebnis immer verhindert werden.

Quelle - Fastgraphs 28.12.22

Enttäuschend ist aber die Entwicklung, wenn man nur auf die letzten 6 Jahre schaut. Seit 2015 hat kein Umsatzwachsttum mehr stattgefunden (CAGR – 0,1%). Das EBIT ist um 3,88% CAGR gesunken. Nur der Net Income konnte um magere 3,91% gesteigert werden!!!

Quelle - Fastgraphs 28.12.22

gm – bei der Gross/Brutto Marge konnte man sich die letzten 5 Jahre deutlich über 50 % positionieren.  Die operative Marge schwankt hier schon deutlicher, aber 2021 war das Jahr mit der zweithöchsten operativen Marge der letzten 15 J. Auch die Gewinnmarge war 2021 mit 10,25% noch in Ordnung.

Quelle - Fastgraphs 28.12.22

Auch in den letzten 6 Jahren schwankt die Bruttomarge zwischen 49 bis 55%. Die Operative Marge zeigt sich meist bei ca. 11 – 14 %. Die Nettogewinnmarge liegt im Schnitt zwischen 8 – 10 %.

Bei den Margen schaut die Situation etwas besser aus. Hier kann VFC offenbar besser auf die geänderten Situationen durch Kostenanpassungen reagieren.

Die Entwicklung auf Quartalsbasis

Hier ist zu beachten, dass VFC ein vom Kalenderjahr abweichendes Geschäftsjahr hat. Dieses geht vom 1.4. bis zum 31.3. des Folgejahres. Somit ist Q1 das zweite Jahresquartal, Q2 das dritte, Q3 das vierte und Q4 das erste Jahresquartal.
In den folgende Folien sind die wirtschaftlichen Quartale dargestellt.

Die Grafik zeigt eine gewisse Saisonalität auf; so ist das erste Quartal (1.4. – 30.6.) jeweils das Schwächste Quartal, die Quartale Q2 und Q3 ( Herbst/Winter) sind meist die besseren.
Deutlich sieht man auch die Schwäche in Q1 20, dem Covid Lockdown. Aber es gab dann eine deutliche Erholung und man steht wieder im Vor-Covid Vergleich.
Interessant ist dies v.a. auch im Lichte der Käufe und Verkäufe in diesem Zeitraum; so wurde 2019 Kontoor-Brands mit den Jeansmarken Wrangler© & Lee© abgespalten, 2021 wurden weitere Marken veräußert. Insofern stellt sich mir die Frage, wieviel diese Marken an Umsatz und Margen mitgenommen haben.

Hier nochmal eine Folie zur Verdeutlichung der diversen Käufe/Verkäufe der letzten 20 Jahre.

Die Auswirkung des Spin Offs von Kontoor Brands 2019

Der Spin Off von Kontoor Brands (Wrangler, Lee, VFC Outlets) nimmt einen Umsatz von 2,5 Mrd, ein EBITDA von 450 MIo und einen FCF von 300 Mio mit. Insofern wäre ein Rücksetzer in dieser Höhe in den entsprechenden Kennzahlen auch erwartbar. Allerdings gibt es in den Zahlen einen „Bruch“ von 2018, da hier eine Umstellung des Ende des Wirtschaftsjahres gab. Es wurde vom Jahresende auf Ende März verlegt.

Quelle - 2018 Kontoor Investors Roadshow
Quelle - 2018 Kontoor Investors Roadshow

Was mich verunsicherte, war die Tatsache, dass man den Einbruch des Umsatzes Nach einiger Recherche bestätigen sich die Angaben, die Ursache, dass man diese Veränderungen nicht in den Zahlen gut nachvollziehen kann, ist, dass die Zahlen in den Quellen ab 2016 bereits um den Spinoff bereinigt wurden.

Im folgenden eine Gegenüberstellung der Umsätze von VFC und Kontoor Brands.

Hier sieht man deutlich, dass es sich  2019 tatsächlich um rd. 2,5 Mrd Umsatz handelt, der vom Kontoor Brands  | Jeans Unit erzielt wurde. Auch die folgenden Jahre, insbesondere 2021 hat sich dieser Umsatz wieder gezeigt.

Quelle - 2019 10 K VFC Annual Report

Vergleicht man die beiden Grafiken, so sieht man , dass die Zahlen für 2017 , 2018 und 2019 im 10K Bericht noch inklusive der Jeans Sparte dargestellt sind und somit um ungefähr diesen Betrag höher sind als das Zahlenwerk der obigen Grafik. Damit ist klar, wieso hier ab 2019 ein Bruch in der Wachstumsstory vorhanden ist, wenn man nur VFC und nicht auch Kontoor Brands beachtet.

Die Auswirkung des Erwerbs von Supreme 2020

Supreme ist eine US-amerikanische Skateboard- und Kleidungsmarke, die 1994 von dem Briten James Jebbia in New York City gegründet wurde und erfolgreich international expandierte. Das Unternehme ist immer noch stark in der Szene vernetzt und eröffnete vor allem in Großstädten weltweit Flagship Stores. Es gibt keinen Zwischenhandel (100% DTC) und rd. 60% der Umsätze werden digital erwirtschaftet. 2020 erwarb VFC das Unternehmen Supreme um $ 2,1 Mrd. Zu diesem Zeitpunkt setzte Supreme rd. $ 500 Mio um. Hier die weiteren Eckdaten.

Quelle - 9.11.2020 Präsentation VFC
Quelle - 9.11.2020 Präsentation VFC
Quelle - 9.11.2020 Präsentation VFC
Quelle - 9.11.2020 Präsentation VFC

In Summe ist die Erwartungshaltung hier klar. Hier sollen $ 500 Mio ++ mit einem operativen Ergebnis von $ 100 Mio ++ 2021 in das Ergebnis einfließen und auch den Abgang der Occupational Work Marken abfedern.

Die laufenden Käufe und Verkäufe machen es schwer, eine konkrete Aussage zur Entwicklung zu geben. Einerseits musste VFC den Split mit einem Umsatzminus von 2,5 Mrd verdauen, andererseits konnten wieder 0,5 Mrd akquiriert werden.
Es fehlen somit noch 2 Mrd wirksamer Umsatz bzw. rd. 200 Mio wirksames operatives Ergebnis.
Aus dieser Sicht kann die Tatsache, dass die Umsätze nicht massiv reduziert wurden, ja schon mal positiv gesehen werden. Trotzdem ist die Aussage momentan noch nicht so eindeutig; es muss mal abgewartet werden, was das nächste Quartal bringt.

Die Entwicklung des Cash Flows

Zu den Anmerkungen

0 – Der net income ist für das 1. HJ 2023 noch negativ; deshalb ist hier ein direkter Jahresvergleich noch nicht möglich. In der Guidance wird aber von einen positiven EPS von $ 2,40 gesprochen; das müssten dann rd. 940 Mio sein. Wäre nicht so schlecht.
1 – Es wurden hier erhebliche Abschreibungen im Rahmen, ich denke im Rahmen des Kontoor Brand Splits und der Occupational Work Veräußerung durchgeführt.
2 – Erfreulich ist, dass relativ wenig faule Kundenforderungen abgeschrieben werden müssen. Für 2023 schaut das eigentlich ganz gut aus.
3 – Sehr problematisch ist der massive Aufbau von Inventar! Inwieweit das zu Abverkaufspreisen führen wird, hängt von der Preisgestaltungsstrategie ab.
Exkurs: bei einem kleinen Online Check gibt es aktuell Rabatte von bis zu 50%! Oje aus Sicht von VFC
4 – Die Investitionen in Supreme 2021 | $ 2,1 Mrd und Altra & Icebreaker 2018 sowie die Verkaufserlöse von Nautica/reefs 2018 und Occupational Work 2022.
5 – Kurz geparktes Geld (800 Mio) wurden wieder benötigt; 
6 – im 1 HJ 2023 wird massiv kurzfristiges Geld aufgenommen. Aufgrund des Earning Calls stellt sich heraus, dass davon 800 mio zur Refinanzierung des Timberland-Steuerfalls herangezogen wird; hier wurden durch ein Gerichtsurteil 876 Mio sofort fällig. (siehe unten)
7 – Die Ausgabe von neuen Aktien wurde die letzten zwei Jahre massiv zurückgefahren.
8 – Der FCF 1. HJ 23 leidet unter der massiven Ausweitung der Inventories deutlich ; mal schauen, was zum Jahresende herauskommt. In der Guidance der letzten Earnings Presentation wird ein FCF von rd. 670 Mio angenommen (900 Mio adjusted op CF – 230 Mio CapEx)
9 – Zählt man die Entwicklung der langfristigen Schulden der letzten 4 1/2 Jahre zusammen, bleibt aktuell ein Plus von 1,989 Mrd. Immerhin wurden die letzten 1 1/2 Jahre 1 Mrd zurückgezahlt. Ist schon mal gut.

Das CF Statement gibt ein gemischtes Bild ab.  Die Abschreibungen auf den Goodwill/Intangible Assets und tretn hier klar zu Tage; der Inventaraufbau ist aktuell das größte Problem und belastet die Liquidität enorm.
Allerdings wird in der Guidance eine Entwarnung gegeben. Wenn sich das so bewahrheitet, kann VFC gut weiterarbeiten.

Die Entwicklung der Bilanz

Die ∆ Spalten beziehen sich auf Q2 23 vs. FY22

Was fällt auf

Die Aktiva

↗️ Die Forderungen an Kunden sind im 1. HJ 23 um 24% gewachsen
↗️↗️↗️ Die Vorräte haben sich gegenüber 2021 um 270 % erhöht. Sehr ungesund! 
↘️ Das Cash Bereich ist um 723 Mio gesunken
↗️ Beim Goodwill und bei den immateriellen WiGütern wurden in Summe rd. 510 Mio abgeschrieben! Beides sind höhere Werte als „normal“
↗️ Die Summe der Aktiva wächst um 442 Mio; ursächlich ist natürlich der Vorratsanstieg

Die Passiva

↗️↗️↗️ Die Kursfristigen Ausleihungen sind deutlich gestiegen (= Refi Timberland Steuerfall)
↗️ Die Verbindlichkeiten L&L sind ebenfalls auf Rekordniveau ( +460 Mio)
↗️↗️ Eine große Tilgungsrate ist fällig 832 mio (+ 331 Mio)
↗️↗️↗️ Somit steigen die kurzfristigen Verbindlichkeiten massiv an; (+ 2.030 Mio)
↘️↘️ Long term debt nimmt ab -> ist aber überwiegend zur kurzfristigten Tilgungsrate mutiert.
↗️ Die Summe der Verbindlichkeiten nimmt um 9%| 887 Mio zu.

Das Eigenkapital

↘️↘️ In Summe ist das EK massiv zurückgegangen (- 445 Mio)
↘️ Durch das negative Betriebsergebniss wurden 147 Mio verbraucht
↘️ Die Dividenden machten 388 Mio aus

Auch die Bilanz spiegelt die aktuellen Probleme wieder. Hohe Vorräte mit kurzfristiger Refinanzierung dominieren. Die Schuldenrückzahlung muss gestemmt werden, daher nimmt der Cash Bereich ab.
Was ist gut ? -> der Abbau der Verbindlichkeiten schreitet voran.

Zur Verschuldung

Hier die Fälligkeiten der langfristigen Verbindlichkeiten.
Die erste Grafik zeigt die Angaben aus dem Annual Report 2022. Da dies bereits zum 30.3.22 erfolgte, sind noch Fälligkeiten vom Kalenderjahr 2022 enthalten, die, wie aus dem CF Statement ersichtlich, bereits zurückbezahlt wurden.
Die zweite Grafik zeigt nicht nur die Fälligkeiten, sondern auch die restlichen langfristigen Verbindlichkeiten und die daraus resultierenden zu bedienenden Zahlungsströme.

Wie man sieht, sind die im Jahr 2023 die Zahlungsverbindlichkeiten aus dem Inventar mit 3 Mrd extrem hoch. Daher hat sich VFC entschlossen, einen kurzfristigen Kredit (siehe auch Bilanz aufzunehmen). Im Quartalsbericht klingt das so.

Befristete Darlehensfazilität
Am 11. August 2022 schloss das Unternehmen einen Vertrag über ein Darlehen mit verzögerter Ziehung (der „DDTL-Vertrag“ = delayed draw term loan agreement) ab. Im Rahmen der DDTL-Vereinbarung haben sich die Kreditgeber bereit erklärt, dem Unternehmen bis zu drei separate verzögerte Darlehen (jeweils eine „verzögerte Inanspruchnahme“) in einem Gesamtnennbetrag von bis zu $1,0 Mrd. zu gewähren (der gemäß den Bedingungen der DDTL-Vereinbarung auf $1,1 Mrd. erhöht werden kann). Die DDTL-Vereinbarung endet am 30. Dezember 2024 oder zwei Jahre nach der letzten verzögerten Ziehung im Rahmen der DDTL-Vereinbarung, je nachdem, was früher eintritt.
Vorbehaltlich der Bedingungen der DDTL-Vereinbarung kann das Unternehmen eine Verlängerung des angegebenen Enddatums beantragen. Nicht in Anspruch genommene Zusagen der Kreditgeber zur Bereitstellung verzögerter Ziehungen („DDTL-Zusagen“) werden automatisch am 30. Dezember 2022 enden.
Die Verzinsung der im Rahmen der DDTL-Vereinbarung aufgenommenen Kredite erfolgt in der Regel zum Term Secured Overnight Financing Rate („SOFR“) zuzüglich einer Anpassung der Kreditspanne um 10 Basispunkte und einer Marge. Die Marge liegt zwischen 0,70 % und 0,875 % pro Jahr, basierend auf den Kreditratings des Unternehmens. Während des Zeitraums vom 10. November 2022 bis zum 29. Dezember 2022 fällt für die nicht in Anspruch genommenen DDTL-Zusagen eine Ticking Fee von 0,07% pro Jahr an. Das Unternehmen ist jederzeit berechtigt, ungenutzte DDTL-Zusagen zu kündigen und ausstehende verzögerte Ziehungen ohne Aufschlag oder Vertragsstrafe vorzeitig zu bezahlen.

VF hat am 18. Oktober 2022 die erste Inanspruchnahme der DDTL-Vereinbarung in Höhe von 800,0 Mio. USD vorgenommen, die spätestens am 30. Dezember 2024 fällig wird. Im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme wählte VF einen Basissatz von einem Monat Laufzeit SOFR.

Quelle - New York FED

Bei Abschluss der Vereinbarung war der SOFR-Referenzsatz bei 2,28%; zum Zeitpunkt des Artikels liegt er bereits bei 4,31%; zuzüglich 0,70% ergibt das einen Zinssatz von 5%, der für die rd. 800 – 1000 Mio zu zahlen sind. Geht man von der 1 Mrd aus, dann sind 2023 rd. 50 Mio an zusätzlichen Zinsen zu zahlen. Wenn der Referenzsatz noch steigen sollten, dann umso mehr.

Bedient werden muss das alle aus dem Cash Flow, wobei die Zinsen bereits den operativen CF gemindert haben und die Tilgungen im Financing CF dann anfallen.

Lt. Guidance sollen ja ca. 670 Mio an FCF anfallen; darin sollten die Zinsen bereits enthalten sein. Ich gehe davon aus, dass die Reduktion des FCF seit der letzten Guidance auf die zusätzlichen Zinsen 2023 für den Rahmenkredit zurückzuführen sind, der ja in der Bilanu bereits aufscheint.
Damit verbleibt die Tilgung in Höhe von rd. 955 Mio für 2023, die zu bewältigen wäre. lt. CF Statement wurde seit 30.3.22 rund 500 Mio getilgt. Damit bleiben die 955 Mio für 2023 noch offen.
Ich glaube daher nicht, dass dies ohne eine weitere Refinanzierungsrunde zu bewältigen ist. Allerdings gibt es noch eine Reserve, die VFC heben könnte. Immerhin zahlt VFC rd. 770 Mio an Dividenden pro Jahr.
Sollte sich daher das Geschäftsjahr nicht deutlich verbessern, so darf damit gerechnet werden, dass es zu Dividendenkürzungen kommen könnte.

Quelle - Seeking Alpha

NetDebt / EBITDA - Der Verschuldungsgrad

Betrachtet man die letzten 9 Quartale, erkennt man auch hier den massiven Anstieg der Schulden. Immerhin ist das letzte Quartal hier etwas besser. Eine Jahresdarstellung bringt hier keinen Mehrwert, da das Lagerbestandsproblem im laufenden Jahr eskaliert ist und diese Informationen in der Jahresdarstellung noch nicht enthalten sind.

Wie sicher ist die Dividende?

Na, diese Antwort ist aufgrund der obigen Ausführungen schnell gegeben;

Die Dividende ist nicht sicher; es gibt eine 2/3 Wahrscheinlichkeit, dass die Dividenden gekürzt wird.

Nun hat VFC ein 50 jährige Tradition, in der die Dividenden immer wieder erhöht wurde. Das Management wird daher abwägen, inwieweit es dieses Narrativ zugunsten der Liquidität opfern will. Da bleibt mal abzuwarten.

Zur Bewertung

VFC war in der Vergangenheit meist deutlich höher bewertet als aktuell. Daher scheint ein Einstieg in VFC mit einer Dividende von 7,2% verlockend. Übrigens wird VFC von 21 Analysten bewertet, die nach dem Gewinneinbruch von 35% in FY 2023 wieder ein Wachstum von 10 – 14% prognostizieren
Da verspüre ich schon eine Portion Skepsis bei mir, allerdings sieht die Guidance hier auch eine positive Entwicklung.

Zur Guidance 2023

Quelle - Q2 Earnings FY23 26.10.2022

In der Guidance gibt sich das Management eigentlich positiv. Allerdings ist zu beachten, wie sich innerhalb eine Monats doch die Prognose verschlechter hat.

  1. Verschlechterung der Gross Margin um weitere 50 – 100 bps
  2. Verschlechterung der Operating Margin um 1%
  3. EPS reduziert von $2,50 auf $2,45 (Mittelwert)
  4. Reduktion CF from Operations um 100 Mio

Aus dem Earnings Call zum Thema Lagerbestände
Lassen Sie mich daher ein paar Minuten auf die Lagerbestände eingehen, die natürlich das aktuelle Top-Thema sind. Wie wir in unserer letzten Gewinnmitteilung erwähnt haben, haben wir im ersten Quartal mit den meisten unserer Fertigwarenlieferanten ein Programm zur Finanzierung der Lieferkette eingeführt. Dies führt dazu, dass wir das Eigentum an den Beständen zum Zeitpunkt des Versands und nicht erst am Bestimmungsort übernehmen, was bedeutet, dass wir die Bestände für einen weiteren Monat oder so besitzen. Dies hat keine Auswirkungen auf den Cashflow, da sich der Zeitpunkt, zu dem die Zahlung an den Lieferanten fällig wird, nicht ändert. Der Anstieg der Vorräte wird durch einen Anstieg der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen ausgeglichen, wie unser Ergebnis für das zweite Quartal zeigt, in dem die Verbindlichkeiten um 91 % gestiegen sind. Im Rahmen des Programms hat VF zum 1. September die Zahlungsfristen mit den meisten seiner Fertigwarenlieferanten verlängert. Diese Änderung wird sich in der zweiten Jahreshälfte auf den gesamten Cashflow von VF auswirken, und diese Auswirkung wurde in unserem Ausblick auf den operativen Cashflow berücksichtigt.
Die Vorräte sind im Vergleich zum Vorjahr um 88 % gestiegen, einschließlich eines Anstiegs von etwa 510 Mio. USD bei den Transitvorräten im Zusammenhang mit dem Finanzierungsprogramm für die Lieferkette. Ohne diesen Faktor sind die Vorräte im Vergleich zum Vorjahr um 58 % gestiegen. Auf organischer Basis, d. h. ohne Transitbestände, sind die Bruttobestände im Vergleich zum zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2020, also vor der Pandemie, um etwa 35 % gestiegen. Etwa 75 % des Anstiegs im Vergleich zum Vorjahr ist darauf zurückzuführen, dass die Lagerbestände von ihren ungewöhnlich niedrigen Niveaus aus angepasst wurden, um die diesjährigen Wachstumspläne zu unterstützen. Der Rest des Anstiegs ist größtenteils auf höher als geplante Lagerbestände bei Vans und Dickies zurückzuführen, vor allem bei Kernprodukten.
Es sind Maßnahmen im Gange, um dies abzumildern und sicherzustellen, dass wir zum Ende des Geschäftsjahres gut aufgestellt sind und vor allem, dass wir den allgemeinen Zustand und die Höhe der Bestände bis zum Frühjahr und Sommer 2023 im Griff haben. Dazu gehören Anpassungen bei Terminkäufen, wo dies möglich ist, der kontrollierte Verkauf von überschüssigen und notleidenden Beständen und in einigen Fällen, in denen die Bestände größtenteils aufgefüllt werden, Pläne, kurzfristig ein höheres Bestandsniveau zu halten, wie z. B. im Fall der Kernprodukte von Dickies Workwear.

Aktuelle Punkte

Spontaner Rücktritt des CEO

5. Dez 2022 –  Die VF Corporation gab heute bekannt, dass Benno Dorer, Lead Independent Director des VF-Verwaltungsrats, mit sofortiger Wirkung zum Interim President und Chief Executive Officer ernannt wurde. Richard Carucci, der dem Vorstand seit 2009 angehört, wird als Interimsvorsitzender des Vorstands fungieren.

Die Ernennung von Dorer folgt auf die Entscheidung von Steve Rendle, sich von seiner Position als Chairman, President und Chief Executive Officer zurückzuziehen. Das Unternehmen hat mit der Suche nach einem dauerhaften Chief Executive Officer begonnen und ein führendes Unternehmen für die Suche nach Führungskräften beauftragt, um die Bewertung interner und externer Kandidaten zu unterstützen.

Anhand der Tatsache, dass erst jetzt mit der Nachfolgesuche begonnen wird, zeigt, dass Stefe Rendle hier eher spontan und ungeplant zurückgetreten ist. Dies ist eigentlich kein gutes Zeichen.

Der Timberland Tax Case

EarningsCall Q4 2022 – Ich möchte Sie kurz über den aktuellen Stand des laufenden Steuerverfahrens informieren, bei dem es um den Zeitpunkt der Einbeziehung der Erträge aus der Übernahme von Timberland durch VF im Jahr 2011 geht. Am 31. Januar 2022 gab das Gericht seine Stellungnahme zugunsten der IRS ab, die argumentiert, dass alle derartigen Einkünfte sofort im Jahr 2011 hätten berücksichtigt werden müssen, anstatt sie periodisch zu erfassen, wie es VF getan hat. Während wir beabsichtigen, in Berufung zu gehen, gehen wir davon aus, dass wir die strittigen Steuern für 2011 zahlen werden, die auf etwa 845 Mio. USD für Bruttosteuer und Zinsen geschätzt werden. Wir sind zuversichtlich, was den Zeitpunkt und die Behandlung der Einkommensanrechnung angeht, und werden unsere Position weiterhin verteidigen.

EarningsCall Q2 2023 – Abschließend noch ein kurzes Update zu unserer voraussichtlichen Cash-Entwicklung in diesem Jahr. Unsere Prognose für das Gesamtjahr geht von einer weiterhin gesunden Cash-Generierung im Laufe des Jahres aus, wobei der bereinigte operative Cashflow ohne die einmalige Timberland-Steuereinzahlung voraussichtlich mindestens 900 Mio. USD betragen wird. Um Sie über den aktuellen Stand der Timberland-Steuerzahlung zu informieren: Die Berufung wurde am 7. Oktober eingereicht, und wir haben die prognostizierte Zahlung von 876 Mio. USD zu Beginn des dritten Quartals geleistet, während wir gleichzeitig 800 Mio. USD aus der kürzlich eingerichteten Kreditlinie mit einer Kapazität von bis zu 1 Mrd. USD in Anspruch genommen haben.

Das bedeutet, dass hier doch erhebliche Liquidität weggeht; meine erste Vermutung, dass die kurzfristige Linie vor allem für die Refinanzierung der Lagerbestände genutzt wird, war wohl nicht richtig.

Conclusio & meine Investmentthese

VFC ist ein zyklisches Retailgeschäft im Outdoorbekleidungs – Hochpreissegment. Es hat einen guten Trackrecord und wurde auch vom Markt daher historisch sehr hoch bewertet. Die Markenstrategie wird intensiv verfolgt und führt doch immer wieder zu Veränderungen im Kerngeschäft, sodaß Vergleiche mit Vorjahren immer mit einem tieferen Blick in die Zu/Verkäufe durchgeführt werden müssen.
Auch was die Umsetzung der Strategie anbelangt, ist VFC eigentlich auf Kurs.
Aktuell hat es mit dem Kernthema des massiv zu hohen Lagerbestands zu kämpfen, der nun mit hohen Rabatten abverkauft werden muss. Darunter leiden Marge und somit Cash Flow. Auch die Thematik mit einer Steuerzahlung von 876 Mio belastet die Liquiditätssituation. Kurzfristig ist daher mit der Gefahr einer Dividendenkürzung zu rechnen.

Der Markt preist diese Gefahr bereits mit ein.

Mit meinem Investment setze ich auf die Erfahrung im Management, dass der Abverkauf gelingt und die freiwerdende Liquidität im prognostizierten Umfang auch eintrifft. Ohne diesen Rucksack könnte VFC wieder entlasteter werden.
Auch die im den Earnings Q2 23 dargestellten Entwicklungen lassen auf eine wieder anspringende Entwicklung hoffen. Hier ist v.a. The North Face zu nennen. Zudem scheint auch die DTC Schiene eine gute Entwicklung zu nehmen.
ABER: da gibt es noch die Gefahr der Rezession; wenn diese weltweit wirksam werden sollte; hier könnte das Hochpreis-Segment besonders darunter leiden.

Somit ist VFC ein spekulatives Investment, das durch seine hohen Dividenden den Schmerz etwas lindert aber nicht verhindert.

Kaufen - Halten -Verkaufen

Ich habe seit August letzten Jahres laufend Aktien gekauft. Aktuell halte ich 235 Aktien mit einem øKurs von $ 30,94. Die Dividendenrendite liegt damit bei rd. 6,6%.

Aufgrund der Analyse werde ich keinem Kauf/Verkauf tätigen, bis ich aufgrund der Ergebnisse in Q3 2023 einen besseren Eindruck der Entwicklung bekommen habe. Hier muss ich zeitnah die Ergebnisse beurteilen, ich denke, der Markt wird eine hohe Vola entwickeln. Das kann sowohl nach unten als auch nach oben wirksam werden.

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