Zum Inhalt springen

Inhalt

AMGN Amgen – Bewertung nach Q1 2023

Inhaltsverzeichnis

Die Strategische Positionierung und Situation von AMGEN wurde gerade von mir erarbeitet. Hier der Link dazu.
Deshalb beschränkt sich diese Analyse überwiegend auf das Zahlenmaterial.

Die Entwicklung der Produktumsätze

Die Farben signalisieren eine positive (grün +10%), neutrale (gelb) und negative (rot- 10%) Umsatzveränderung zum Vorquartal. Interessant ist die CAGR Spalte, da sie das Wachstum in den letzten 13 Quartale seit Q4 2019 anzeigt.

Die Q1 Quartale sind schon immer etwas schwächer als der Rest; trotzdem muss man festhalten, dass Q1 23 immerhin um 2% höher war als das Vorjahresquartal, wobei es aber sehr interessant ist, dass hier ENBREL mit- 283 Mio / -33%  und Neulasta mit – 99 Mio / – 36% die großen „Verlierer“ sind.

In der Jahresdarstellung ( + 2% YOY) sieht man, dass es durch COVID zu einem massiven Umsatzsprung von 2019 auf 2020 gekommen ist (+ 9% YoY) und dann bis 2022 gehalten werden konnte. Allerdings ist auch kein weiteres Wachstum eingetreten. AMGEN bewegt sich kaum von der Stelle.

Schauen wir uns mal die wichtigsten Produkte an.

Enbrel ist der Blockbuster gegen Rheuma und Schuppenflechte; nach dem Patentaus von HUMIRA (Abbvie) sind viele Biosimilars auf den Markt gekommen. Damit wächst der Wettbewerb und die Volumina und Preise sind im Sinkflug.
Entwicklung – 🔴

Prolia als Mittel gegen Osteoporose v.a. bei Frauen kann super zulegen; vor allem da der Markteintritt in China gelungen ist. Problem ist das teilweise Auslaufen des Patentschutzes ab 2025.
Einwicklung – 🟢 🟢

Otezla, der 2019 um 13,4 Mrd teure Zukauf, hat sich bis Q4 2022 auch sehr gut entwicklelt und ist zum drittumsatzstärksten Produkt avanciert. In Q1 gibt es aber doch einen deutlichen Einbruch. Das Management sieht die Ursache in niedrigeren Preisen bei leichten Volumszuwächsen. Hier muss man noch zuwarten, bevor man den Stab zu schnell bricht.
Entwicklung  – 🟡

XGEVA schützt gegen Knochenzerfall bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen,  hier ist der Umsatz sehr konstant; allerdings läuft der Patenschutz 2025 aus. Die ersten Biosimilarprodukte werden bereits getestet (AVT3 von Alvotech). XGEVA wird bis 2025 noch die 2 Mrd Umsatz erreichen, dann wird der Umsatz und Marge deutlich zurückgehen. Umsatz flat, leicht höherer Verkaufspreis, aber 2% weniger Volumen.
Entwicklung – 🟡

Nplate ist ein Medikament, das zur Behandlung von Patienten mit bestimmten Formen der thrombozytopenischen Purpura, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Blutplättchen (Thrombozyten) angreift und zerstört, was zu einer verminderten Anzahl von Thrombozyten im Blut führt. Der Umsatzsprung in Q4 2022 kommt durch eine einmalige Sonderbestellung der US Regierung von 207 Mio zustande .Ohne diese Sonderbestellung läge das Wachstum aber noch bei 7%. Ok. Aber auch in Q1 2023 war das Wachstum noch voll intakt
Entwicklung – 🟢

Aranesp steigert die Produktion von roten Blutkörperchen; leidet sehr unter Konkurrenz und Preisdruck; zudem erfolgt von den Dyaliseunternehmen mittlerweile ein Umstieg auf EPOGEN
Entwicklung – 🟡

Repatha wirkt gegen Störungen des Fettstoffwechsels/ erhöhtem Cholesterin. Wurde 2015 zugelassen; erfolgreich am Start, aber unter Preisdruck; In 2022 deutlich Zuwächse im Volumen (+36%) bei gleichzeitig deutlichen Preisverfall; somit wurde aber die Kundenbreite deutlich erhöht.
Entwicklung – 🟢 🟢

Kyprolis  zur Verbesserung der Lebenserwartung nach einer Krebserkrankung der Plasmazellen im Knochenmark; wurde 2018 zugelassen, schnell im Umsatz auf über $1 Mrd geklettert; dort momentan mit gutem Wachstum
Entwicklung – 🟢

Evenity ist ein Arzneimittel zur Behandlung von Osteoporose, einer Krankheit, die Knochen zerbrechlich macht. Es wird bei Frauen nach der Menopause mit schwerer Osteoporose und Frakturen angewendet, die zu einem hohen Risiko für weitere Knochenbrüche führt. Der Umsatz steigt konstant an
Entwicklung – 🟢

LUMAKRAS   ist ein großer Hoffnungsträger als Nachfolger von ENBREL; es ist ein Medikament zur Behandlung von Erwachsenen mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC) die sich auf andere Körperteile ausgebreitet haben oder durch eine Operation nicht entfernt werden können, und deren Tumor ein abnormales KRAS G12C-Gen aufweist, und die mindestens eine Vorbehandlung wegen ihrer Krebserkrankung erhalten haben.
Es gibt unterschiedliche Entwicklungen; in den USA gibt es einen Preisdruck und Nachlässe, sodaß hier trotz Volumenszuwachs ein Umsatzrückgang zu erwarten ist. International wird es gerade in 30 Märkten ausgerollt; hier erwartet sich AMGEN eine große Nachfrage. Achtung : Mirati ist gerade an Lumakras vorbeigezogen, (siehe Strategieanalyse)
Entwicklung –  🟢 🟠 ??

Tezspire ist angezeigt als Add-on-Erhaltungstherapie bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit schwerem Asthma, das trotz hochdosierter inhalativer Kortikosteroide plus eines weiteren Arzneimittels zur Erhaltungstherapie unzureichend kontrolliert ist.
Entwicklung – 🟢 🟢

MVASI | Biosimiliar ist ein Medikament, das zur Behandlung bestimmter Krebsarten eingesetzt wird, darunter kolorektaler Krebs (Darmkrebs), nicht-kleinzelliger Lungenkrebs, Brustkrebs, Nierenkrebs und Gebärmutterhalskrebs. Nach einen Peak in 2021 erfolgt ein massiver Einbruch um 23% durch Preisverfall.
Bewertung – 🔴

Zusammenfassung Produktumsätze

In den Einzeldarstellungen finden sich zusammengefasst 76% des Umsatzes von Q1 23 wieder. Man erkennt intuitiv, dass die Entwicklung sehr unterschiedlich ist. So schlecht sich Enbrel entwickelt, so gut kann Prolia dies zumindest tw. kompensieren; und angesagte Wunder (Lumakras) finden meist nicht statt.

Der Gesamtumsatz stagniert, daher holt man sich den nächsten Wachstumskandidaten ins Haus. Möge die Übung gelingen, Horizon kostet ja auch $ 28,7 Mrd.

Exkurs - ein Rückblick zum Kauf von Otezla

Otezla wurde 2019 um 13,4 Mrd gekauft. Der Gesamtumsatz seit 2019 liegt mit Q1 23 bei $ 7,3 Mrd. Die Nettomarge beträgt seit dem Kauf rd. 35%. Somit wurden 7,3 x 0,35 = 2,56 Mrd verdient. Der Mittelwert pro Quartal liegt ttm bei aktuell 557 Mio, damit ergibt sich eine Nettomarge pro Quartal von 557 x 0,35 =195 Mio.
Zieht man vom Kaufpreis den bisherigen Verdienst ab, so verbleiben 13,4 – 2,56 = 10,84 Mrd / 195 = 56 Quartale bzw. 14 Jahre, um ceteris paribus die Investitionen verdient zu haben. In Summe hat dann die Investition 14 + 56 Quartal = 17,5 Jahre aktueller Stand gebraucht.

Die Aussagen des Managements zur Produktentwicklung in Q1 23

Aufgrund der sehr unterschiedlichen Umsatzentwicklungen sind die Aussagen dementsprechend differenziert. Daher nur mal zu den wichtigsten Umsatzträgern.

Zu Prolia findet sich keine spezifische Aussage

Generelle AussagenErstens scheint sich in der COVID-Front endlich das Blatt gewedet zu haben. Zum Beispiel verzeichnen wir ein Wachstum  bei verschreibungs-pflichtiges Medikamenten im Jahresvergleich in den meisten Spezialgebieten in den USA, einschließlich der Kardiologie und Onkologie, und das ist eine gute Nachricht, weil es darauf hindeutet, dass Patienten mit Arztbesuchen wieder zu ihren Vor-Pandemie-Routinen zurückkehren und es wieder zu den entsprechenden Diagnosen und Behandlungen kommt.

Zur Risikobeurteilung im Umsatz

Amgen erzielt drei Viertel seines Umsatzes in den USA, was das Unternehmen anfällig für politische Veränderungen in den USA macht. Nach der Verabschiedung des Inflation Reduction Act berücksichtigen wir in unserer Bewertung einen Rückgang des US-Umsatzes um 2 % im Jahr 2023, um die Medicare-Inflationsbegrenzung zu berücksichtigen, und einen Rückgang des US-Umsatzes um 1 % im Jahr 2025, um die Umgestaltung von Medicare Part D zu berücksichtigen. Wir gehen davon aus, dass Amgen mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50 % mit zukünftigen Kosten im Zusammenhang mit ESG-Risiken der Produktführung konfrontiert wird (z. B. Off-Label-Marketing oder Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Nebenwirkungen) und modellieren daher jährliche Rechtskosten in Höhe von 1 % des Non-GAAP-Nettogewinns, was sich nicht wesentlich auf unsere Bewertung auswirkt.

Neben dem bestehenden Gegenwind durch Biosimilars und Kostenerstattungen besteht für Amgen das Risiko, dass Prolia/Xgeva ab 2025 mit Biosimilars konkurriert. Darüber hinaus erwies sich die 10 Mrd. USD teure Übernahme von Onyx (Krebsmedikament Kyprolis) als kostspielig, und der Wert der anstehenden 28 Mrd. USD teuren Übernahme von Horizon hängt davon ab, ob das Unternehmen ein starkes Wachstum bei Medikamenten aufrechterhalten kann, die derzeit eine Monopolstellung haben.

(Quelle Morningstar)

Das Income Statement im Jahres & Quartalsvergleich

Der Jahresvergleich FY 2022

Der Jahresvergleich zeigt, dass der Umsatz in Summe nur um 1% gewachsen ist. Und das in Zeiten der Inflation! Andererseits konnte auch nach dem Abklingen der Pandemie das höhere Niveau von 2020 gehalten werden. Also vielleicht nicht mal so schlecht. Bei den Kosten bleiben die Cost of Sales mit 24% sehr konstant und führen somit zu einer Bruttomarge von ebenfalls konstanten 76%. Der R&D Bereich ist mit 17% im Normalbereich. Dasselbe gilt für die Vertriebs- & Administrationskosten mit 21%.
Somit wird in Summe eine operative Marge / EBIT von 36% erzielt, nachdem im Vorjahr ein Sonderaufwand durch die 1,5 Mrd Kaufpreis von Five Prime Therapeutics angefallen war, der die operative unbereinigte Marge auf 29% gesenkt hatte.
Der Zinsaufwand mit 5% ist ebenfalls sehr konstant, auch wenn er nominal um 209 Mio gestiegen ist. Die erhöhten Schulden mit dem Kauf von Chemocentryx von rd. 4 Mrd hinterlassen Spuren. Beim sonstigen Income/Expense mit – 814 Mio fielen nach 530 Mio in Q1 22 nun nochmals 317 Mio in Q2 durch Verluste bei strategischen Beteiligungen (BeiGen Beteiligung) an, die das Ergebnis deutlich schmälern. Das kostet die Nettomarge rd. 3%!
Die Nettomarge liegt daher bei 25%, der absolute Gewinn bei 6,5 Mrd /bereinigt um die Sonderabschreibung bei rd. 7,3 Mrd. Somit liegt man eigentlich auf dem Niveau der Vorjahre.  Mit einem EBITDA von 9,4 Mrd liegt die EBITDA Marge liegt bei historisch niedrigen 36% .
Aufgrund der wieder erfolgen Aktienrückkäufe von 5,6% der Aktien beläuft sich das EPS auf schöne $ 12,18 pro Aktie. Bei einer Dividende von $ 7,76 ergibt sich eine Payout Ratio von 64%. Bereinigt wäre es ein Alltime High mit 13,69 geworden.

In Summe kann man daher mit dem Gewinn FY 2022 zufrieden sein, es ist aber immer noch eine Stagnation festzustellen, der man mit den Zukäufen zu Leibe rücken will

Der Quartalsvergleich Q1 23

Zuerst zu den anderen Quartalen seit der letzten Analyse
Q3 22 war ein sehr gutes Quartal
Medikamentenumsatz mit 6,23 Mrd gut, other revenues mit 415 ebenfalls gut, daher in Summe ++
Bruttomarge mit 76% ++ | Nettomarge mit 32% ++ | EPS dil 3,98 ++ | payout ratio 49% ++
Q4 22 war im Ergebnis ok.
Medikamentenumsatz mit 6,55 Mrd allt time high, other revenues bei 287 ok, daher in Summe ++
Bruttomarge mit 74% + | Nettomarge mit 24% – | EPS dil 3,0 + | payout ratio 65% –
Das Quartal hat schon mit höheren Zinsaufwendungen (+ 4 Mrd Kredit) und negat. other income zu verzeichnen. Konnte den Grund für Q4 nicht finden.

Q1 23 ist schon im G&V Bereich nach Korrektur schwach
Die ersten Quartale sind generell die Schwächsten des Jahres. Insofern erstaunt auch das Umsatzergebnis von Q1 2023 nicht weiter. Gut gelaufen sind aber die Umsätze von Q3 und besonders Q4 2022. Da kann man zufrieden sein. Aufgrund der etwas niedrigeren sonstigen Einkünfte durch das Auslaufen von COVID 19 Vereinbarungen ist Q1 23 nun 2% niedriger als im Vorjahresquartal.
Die Cost of Sales machen etwas höhere 28% aus, sodaß die Bruttomarge Q1 23 mit 72% etwas unter dem ø von 75% liegen.Die sonstigen Kosten sind unauffällig. Somit konnte ein EBIT von 1,9 Mrd erzielt werden und ist rd. 580 Mio bzw. 23% niedriger als im Vorjahr.
Bei den Zinsen gibt es wieder die Erhöhung aufgrund der um 4 Mrd höheren Schulden.
Beim other income wird ein rein buchalterischer Gewinn ausgewiesen, da die Beteiligung an BeiGene von der equity methode (= Kaufpreis + Anpassungen) auf die fair value methode ( = aktueller Marktwert -> abdiskontierter ZukunftsCF) umgestellt werden musste. (+ 1,9 Mrd)
Somit ergibt sich ein besonders hoher Net Income von 2,84 Mrd. Allerdings sind dies Zahlen somit nicht so aussagekräftig, daher mal eine korrigierte Variante der Zahlen, in der die 1,9 Mrd herausgerechnet werden und damit aber auch die Steuerleistung wieder normalisiert wird.

Nach Korrektur schaut das Quartal doch deutlich anders aus. Statt einem Gewinn von 2,84 bleiben jetzt noch 1,3 Mrd übrig, die Nettomarge sinkt auf 22% und der Gewinn je Aktie auf $ 2,47. Ist jetzt für mich nicht tragisch, da ja der CashFlow diese Korrektur ja sowieso macht, aber es hilft, Unklarheiten zu vermeiden.

Q1 2023 war für AMGN kein allzu gutes Ergebnis; aber das Jahr ist noch frisch, mal schauen, was die Guidance sagt.

Die Guidance für Umsatz & Gewinn 2023 aus Sicht Q1 23 (ohne Horizon)

ad 1 Umsatz – mit im Mittel 26,75 Mrd wäre das eine Steigerung von 1,7%; das ist mager aber „normal“
ad 2 EPS – auf GAAP Basis ist die Guidance bei $ 15,99. Das wäre eine sehr gute Entwicklung von + 32%.  Bei Fastgraphs wird sogar eine Steigerung von 35% angegeben. Also übernehmen die Analysten diesen Wert.

Die Begründung für diese deutliche Verbesserung ? Voila

Na ja, das mit dem Closing der Akquisition wird bekannterweise nicht so schnell erfolgen. Erst gilt es noch, den Prozess zu gewinnen. Und das mit den Record Sales betrifft aus meiner Sicht keine Medikamente > Umsatz 500 Mio.
Also so ganz kann ich das nicht glauben – wenn es dann doch passiert, bin ich positiv überrascht.

Die Guidance ist eigentlich positiv, nur mir fehlt etwas der Glaube daran. Mal schauen, was Q2 2023 bringt.

Mein Bild zur G&V ist doch gemischt mit einer Prise Hoffnung

🟡 Die Gesamtumsatzentwicklung ist aufgrund des Preiskampfes schwach und nicht zufriedenstellend
🟢 Die Bruttomarge kann recht konstant gehalten werden; gut!
🟡 Die operative Marge ist mit 33% Q1/ 36% FY 22 gerade noch ok.
🟡 Die erhöhte Verschuldung erhöht auch die Zinsbelastung; und noch sind die 28 zusätzlichen Mrd für Horizon noch gar nicht wirksam geworden.
🔴 Der sonstige Verlust von 530 + 317 Mio wurde wahrscheinlich bewußt in dieses beiden Quartale eingestellt, die Beteiligung bei BeiGen scheint nicht der Renner zu sein!!! Das hat natürlich auch mit den NULL COVID Strategie von China zu tun.
🟢 Die Dividendensteigerung ist ein Signal der Stärke

Die Guidance ist sehr sehr positiv, allein mir fehlt etwas der Glaube; übrigens auch Mr. Market, obwohl, die letzten Tage war ein Kursanstieg zu verzeichnen.

Zur Bilanzentwicklung

In der Bilanz gibt es zwei Schritte zu unterscheiden.
Schritt 1 – Relevante Änderungen Bilanz FY 2021 zu Bilanz FY 2022 (Auslöser Kauf Chemocentryx)
1️⃣ Die Aufnahme von Verbindlichkeiten für den Chemocentryx Kauf (+ 4,1 Mrd ) von 33,2 auf 37,3 Mrd
2️⃣ Erhöhung der Cash/Securities Bestände in Höhe von 1,3 Mrd
3️⃣ Deutliche Erhöhungen bei den Forderungen an Kunden ( +0,7 Mrd) und Vorräten (+0,8 Mrd)
4️⃣ Die immat. WiGüter und der Goodwill steigen natürlich auch an; ( +0,9 Mrd intang. | + 0,6 Mrd Goodwill)
Damit erhöht sich die Bilanzsumme um 4 Mrd von 61,1 auf 65,1 Mrd

Schritt 1 – Relevante Änderungen Bilanz FY 2022 zu Bilanz Q1 2023 (Auslöser Horizon Kauf)
1️⃣
Hier werden nun rd. 23,4 Mrd an Verbindlichkeit aufgenommen (37,3 →60,7 Mrd)
2️⃣ Nachdem der Deal noch nicht durch ist, wird die Kassen & Investments damit befüllt + 22,3 Mrd ( 9,3 → 31,6 Mrd)
3️⃣  Die tourliche Abschreibung bei den intangible assets belief sich auch dieses Quartal auf 0,7 Mrd (4% Afa-Satz). Das bedeutet eine Abschreibungsdauer von 25 Jahren.  Dies ist so ziemlich genau die Laufzeit des Patentschutzes von Medikamenten und somit ok, auch wenn ich mir einen kürzere Laufzeit und mehr Abschreibung wünschen würde.
Die Verbindlichkeiten steigen nun von 61,5 auf 83,4 Mrd ( +21,9 Mrd), Horizon sei Dank.
Achtung: die Inventories sind immer noch sehr hoch, m.A.n. zu hoch.

Die Eigenkapitalentwicklung stellt sich wie folgt dar

Die Gründe,  wieso das EK seit 2019 von $ 9,76 Mrd um 4.41 Mio auf nur noch $ 5.35 Mrd reduziert wird, sind folgende
❶ Die Gewinne machen in Summe + 22,55 Mrd aus
➋ Davon sind rd. 13,34 Mrd für Dividenden ausbezahlt worden
❸ Dann wurden für rd. 14,79 Mrd Eigene Aktien gekauft
❹ Dann gab es für Stock Compensation rd. 1,18 Mrd an Einnahmen
➎ Aus dem Punkte Comprehensive Income  kamen dann noch 0,26 Mrd dazu
Diese 5 Positionen ergeben in Summe einen Abzug von 4,14 Mrd.

Somit wurde eindeutlich sehr viele (zu viele?) Aktien zurückgekauft, die dann als accum. deficit das EK schmälern. Dazu wurden dann auch noch Schulden genutzt.

Mein Bild zur Bilanz

🟡 Die Aufnahme von Schulden zum Aktienrückkauf tut weh, da noch 6,5 Mrd an Cash vorhanden sind und daher eine zusätzliche Last eingegangen wird. Allerdings waren die Kurse historisch schon eher im unteren Bereich, somit inhaltlich nachvollziehbar.
🟡 Jetzt kommen noch massiv rd. 32 Mrd für die Akquistionen dazu. Das ist schon heftig.
🟡 Der Aufbau von Inventories seit Ende 2021 beträgt 925 Mio ist satt. Das sind rd. 22% mehr!!
🟡 Der Anteil von immateriellen Gütern ist immer noch hoch (35% der Bilanzsumme!); aber auch nur dank Schuldenaufnahme
🟡 Das EK ist mit 5,3 Mrd wieder höher ausgewiesen; dem hohen Quartalsgewinn sei dank. Wenn man die Aktienrückkäufe herausrechnet, ist mit 32,3 Mrd schon ein guter EK Betrag vorhanden.

In Summe gefällt mir ein solches Bilanzbild nicht besonders. Die hohen Schulden sind schon eine massive Bürde.

Zum Cash Flow Statement

Der CF - Jahresvergleich FY 2022

Ableitungen aus dem Jahresvergleich

  • Der Operating CF ist über Vorjahresniveau, da die buchalterischen Abschreibungen in der G&V in Höhe von rd. 1,46 Mrd nicht cashwirksam sind und zum Gewinn dazugezählt werden können. Inventories und Forderungen wurden deutlich aufgebaut ( -1,49 Mrd = 0,75+ 0,74), das muss man im Auge haben, , da diese Tendenz schon seit 2018 besteht und sich so die Forderungen um rd. 2 Mrd erhöht haben. Bei den Vorräten Schaut also recht gut aus.
  • Beim Investing CF wurde wieder Geld für Akquisition ausgegeben (3,8 Mrd) und das Geld kurzfristig veranlage; die investitionen in PPP sind mit 936 Mio wieder etwas gestiegen; der FCF  beläuft sich daher auf $ 8,785 Mrd und ist leicht höher als im Vorjahr.
  • In den financing activities wurden wieder für beachtliche $ 6,3 Mrd eigene Aktien zurückgekauft, 4,1 Mrd Dividende gezahlt; dazu (und für den Firmenkauf) musste man die Verbindlichkeiten um 6,6 Mrd erhöhen.
  • Die Payout Ratio für die Dividenden/FCF  liegt bei zuletzt bei 48% ; somit ist noch genügend Platz für die Bedienung
  • es gelingt regelmäßig einen FCF zwischen $ 8,4 und $ 10 Mrd zu erzielen; mit dem Zukauf von Horizon wird das auch dringend benötigt.

Der CF - Quartalsvergleich

Vergleicht man die ersten Quartale, so zeigt sich in Q1 23 eine vermeintlich gute Ausgangsposition mit 2,8 Mrd Quartalsgewinn. Auch die Abschreibungen mit 900 Mio sind in line. Ausnahme ist ein Abzug von 1,8 Mrd, da bei den other income  /other items (G&V Rechnung) wieder mal eine Neubewertung stattgefunden hat und die Beteiligung BeiGene hier aufgewertet wurde; diese Aufwertung von 1.830 Mio wird hier wieder abgezogen. (siehe auch die Korrekturrechnung oben beim der Gewinndarstellung)

Im 10Q liest sich das wie folgt: Mit Wirkung vom 30. Januar 2023 haben wir auf unser Recht verzichtet, einen Direktor in den Vorstand von BeiGene zu entsenden. Wir sind nicht mehr in der Lage, einen wesentlichen Einfluss auf BeiGene auszuüben. Infolgedessen haben wir im ersten Quartal 2023 damit begonnen, unsere Beteiligung als Eigenkapitalinstrument mit leicht bestimmbarem beizulegenden Zeitwert zu bilanzieren, wobei Änderungen des beizulegenden Zeitwerts unter Sonstige Erträge (Aufwendungen), netto ausgewiesen werden.

Somit ergibt sich nach dieser Korrektur ein Cash from operating activities von 1,06 Mrd , das sind nur 50% des Vorjahres. 👿👿

Bei den investing activities werden dann einige Wertpapiere veräußert und man macht in Summe 1,67 Mrd  flüssig, bevor 344 Mio für PPP investiert werden. Da in Q1 ansonsten keine weiteren InvestAktivitäten stattfinden, kommt es in Summe zu 1,36 Mrd Zufluß. Im Vergleich zu den Vorquartalen ein sehr hoher Zufluß.
Die financing activities bringen natürlich den Hammer mit 23,8 Mrd Neuverschuldung; immerhin werden noch 1,1 Mrd Schulden getilgt. Ausnahmesweise mal keine Aktienrückkäufe. Gut auch die noch laufende Dividende, die  5% = 2 mio höher ist als im Vergleichsquartal 22.
Der Free Cash Flow Q1 23 ist mit 720 Mio um 64% niedriger als im Vorjahr und daher ist auch die Dividende mit 1,14 Mio überhaupt nicht gedeckt. Da waren die Vorquartale schon mal deutlich besser.

Mein Bild zum CF Statement

🟡 Der operative CF schwächelt in diesem Quartal sehr
🟡 Die Verschuldung wird nun für HORIZON aufgenommen, damit wird es nun ernst.
🟡 Je länger die Genehmigungen dauern, desto teurer der ganze Spaß von den Zinsen her.

Das war der Quartal der schwachen Ergebnisse und Verschuldung; zur Erinnerung; die 24 Mrd begebene Notes kosten im ø rd. 5,42%, das sind per anno gut 1,3 Mrd mehr!
Da muss man mal abwarten, ob die so positiven Prognosen des Management in Q2 23 bereits sichtbar werden.

Die Verschuldung - insbesondere in Vorbereitung für Horizon

Verschuldung von AMGEN vor Emission von 24 Mio
Verschuldung von AMGEN nach Emission von 24 Mio

Im unmittelbaren Vergleich sieht man , wie die zusätzlichen 24 Mrd refinanziert werden. Es ist auch ersichtlich, dass die Tranchen so gewählt wurden, dass man mit dem FCF wahrscheinlich sehr gut über die Runden kommt und b.a.w. keine weiteren Refinanzierungssorgen hat. Theoretisch hat man

Im folgenden nochmals die Grafik mit folgenden Annahmen
a) FCF 2023 Start mit 9,9 Mrd wie 2022, dann minus 1 Mrd für neue Schulden +2% jährliche Steigerung des FCF
b) Tilgungen lt. Q1 2023 inkl. den Verbindlichkeiten für Horizon
c) Dividenden 2022 als Basis + 3%ige Steigerung p.a.
Unter diesen Annahmen zeigt die Grafik , dass auch in “Spitzenjahren” 2028 und 2033 der FCF ausreichen würde. Bei einer höheren Steigerung des FCF ist natürlich dann auch mehr Luft für Dividendensteigerungen vorhanden.
ACHTUNG: In den nächsten 5 Jahren werden planmäßig gerade mal 12,5 Mrd getilgt.

Ratingverschlechterung 22.12.22 – S&P Global Ratings downgraded from „A-“ to „BBB+“ the Foreign Currency LT credit rating of Amgen on December 12, 2022. The outlook is negative.

Zur Sicherheit der Dividenden

Conclusio deshalb – keine besonderen Probleme bei Dividende und Tilgung zu erwarten
Und die Bonität ist ebenfalls noch intakt BBB+
Achtung: vor einem Jahr war das Rating noch A- 🌩️🌩️🌩️

Die Jahreskennzahlen 2016 - 2022

Ertrags- und Rentabilitätskennzahlen

Achtung: durch die hohen Aktienrückkäufe werden die Treasury Stocks beim Eigenkapital abgezogen. Bilanziell ist dies auch richtig; allerdings können diese Aktien jederzeit wieder dem Markt zugeführt werden und sind damit wie eine Option zur Kapitalerhöhung zu sehen. Mein Ansatz ist, hier diese Reduktion des EK in den Kennzahlen nicht vorzunehmen, da sie aus meiner Sicht zu einer Verzerrung führen.
Ich habe daher das hier verwendete EK als EK adj. angegeben, bei dem das acc. deficit in der Bilanz nicht berücktsichtigt wird.

1. bei der Eigenrentabilität muss man auf die zweite Zeile schauen, da die Aktienrückkäufe das EK reduzieren. Mit 21% ist die EK Rentabilität noch ok, aber trotzdem rückläufig, daher muss hier auf die Entwicklung geachtet werden.
2. dies gilt auch bei den verschiedenen Margen, die zwar noch gut sind, sich aber verschlechtert haben.
3. Die Gesamtkapitalrentabilität wird bei steigenden Zinsen zum Problem, wenn sie weiter fällt; daher sind 8% ebenfalls noch gut aber zu beobachten
4. Zu beachten ist ferner, dass das gebundene Kapital jetzt schon bei 47,5 Mrd liegt. Dadurch ist AMGN ein sehr kapitalintensives Unternehmen.

Finanzielle Stabilität

1. Die EK- Quote auf das EK adj. ist relativ konstant; 50 – 51 % sind hier ein guter Wert.
2. Der dynamische Verschuldungsgrad kommt nun an eine Grenze. Viel mehr als 3x FCF sollte nun nicht mehr aufgenommen werden.
3. Eine kleine Simulation mit Horizon
EBITDA AMGN 9,6 Mrd + HZNP 1,1 Mrd = 10,7 Mrd ; dyn. Verschuldung = 49,3 Mrd (Verschuldung 61 Mrd. Liqui Mittel 11,7 Mrd ); net debt/EBITDA von 49,3/10,7 = 4,61 x; das ist schon viel

Working Capital

1. Der Vorteil bei der Kreditorenlaufzeit ist auf 5 Tage geschmolzen; damit verringert sich auch der damit verbundene zinslose Kredit.
2. Ok sind die Vorräte
3. Die offenen Kundenforderungen steigen doch überproportional an; da muss man drauf schauen; 22% vom Umsatz finde ich doch langsam hoch.
4. Auch bei der Liquidität sieht man noch grün, aber abnehmende Tendenzen; die Zukäufe wurden mit Cash bezahlt, das hier nun für die Kennzahl weniger wird.

Verschuldung & immaterielle Wirtschaftsgüter

1. In Bezug auf das EK auch hier das gleiche Bild; in Bezug auf die Bilanzsumme schaut es aber noch ganz gut aus.
2. In immateriellen Wirtschaftsgüter sind zukaufsbedingt ebenfalls gestiegen. Hier liegt eine sehr große Abwertungsgefahr

Zusammenfassung
Wie zu erwarten, ist es im Ertragsbereich noch grün, schlechter wird es im Bereich Working Capital, aufpassen muss man bei Verschuldung und immat. WiGütern.

Zur Entwicklung der Aktienanzahl

Die Rückkäufe von Aktien mit 4,7% p.a. CAGR sind schon sehr massiv. Ein zweischneidiges Schwert. In Q1 23  wurden kein Aktien zurückgekauft (und gerade jetzt wären sie günstig gewesen 🍭🍭🍭)

Zur Bewertung von AMGN

Zum Vergleich die Situation von einem Jahr; der Unterschied liegt in den Prognosen (EPS 2023 18,91 vs. 17,88 bzw. 2024 20,47 vs. 19,29), die einen Dollar nun weniger Ertrag beinhalten. Weniger zukünftiger Ertrag = weniger Wert. Daher ist der Aktienkurs von $245 auf $230 zurückgelaufen.
2022 wurde AMGN mit einem blended P/E von 14,28 als eigentlich fair bewertet gesehen, jetzt mit einem blended P/E von 12,92 ist ein wenig mehr Kursphantasie vorhanden.
Fact ist aber auch, dass AMGN aktuell keine massive Unterbewertung erfährt.

Aufgrund des schwebenden Horizon Deals ist eine tiefere Zukunftsprognose noch nicht sinnvoll.

Zusammenfassung

Meine Investmentthesis

AMGEN war bisher als Biotechnologieunternehmen immer auch an vorderster Front hinsichtlich Produktpipeline und erfolgreichen Produkten. Allerdings nähern sich die Patentenden immer mehr und AMGEN muss für Nachschub sorgen; die größte Top Produkte heizen die Umsätze nicht mehr so intensiv an wie vielleicht auch früher. Also müssen jetzt externe Zukäufe her, was auch intensiv durchgeführt wurde und wird. Allerdings ist noch nicht absehbar, inwieweit es hier gelingt, tatsächlich für Wachstum zu sorgen und die kommenden Patentausläufer ersetzen zu können.

Andererseits ist AMGEN ein potentes Unternehmen, es werden wichtige Weichen gestellt, die Brieftasche ist tief und bei einem Erfolg der Akquisition kann AMGN wieder schnell Oberwasser gelingen.

Da AMGEN aus meiner Sicht als Basisinvestment neben ABVIE in der Biotechnologie auch mit einer fundamental guten Produktpipeline versehen ist und auch die Dividende gesichert erscheint, bleibe ich im AMGN investiert.

Kaufen | Halten | Verkaufen

Nach einem kurzen Kursanstieg, steht die Aktie wieder auf dem Niveau von Sept 22. Die aktuelle DivRendite liegt jetzt aber, Aktienrückkäufe sei Dank, bei 3,71%.
Allerdings ist jetzt gerade, technisch gesehen, ein ungünstiger Kaufzeitpunkt, da sowohl in der Stochastik als auch beim MACD die Werte auf einen weiteren Kursanstieg hinweisen.
Für mich interessant wird es, wenn es ein 4% Rendite geben würde. Das wäre bei einem Kurs von 8,52/0,04 = $213 der Fall. Somit gilt immer noch die Aussage meiner letzten Analysen : Zielkurse von $ 200 – 210. Optional könnte ich auch einen Put schreiben, mal kucken.
Aber wahrscheinlich ist es am besten, mal abzuwarten, was der Horizon Deal macht.

Zum Aktienbestand
Ich halte gerade 50 Aktien zu einem Kurs von $230. Kurstechnisch daher ein Null-Summenspiel, allerdings habe ich schon einiges an Dividenden eingesammelt. Daher darf ich gerade noch zufrieden sein.

Kategorien